Der Philosoph und Autor Rolf Dobelli schreibt:
Angst ist selten rational, aber sie ist immer effektiv.
In welche Richtung wir uns auch wenden, hören und sehen wir Nachrichten über Katastrophen, Kriege und Notlagen, die täglich Tausende von Menschenleben fordern, von der Ausbeutung der Natur ganz zu schweigen.
Eine diffuse Angst liegt in der Luft. Eine Angst, die uns körperlich eng und psychisch hilflos macht.
Schwerwiegende Veränderungen sollen unsere Zukunft bestimmen.
Wir reden darüber, als wüssten wir genau, was auf uns zukommt. Dabei besitzt kein Mensch eine Glaskugel, die zuverlässige Informationen liefern könnte.
Dasselbe gilt für den „gläsernen Bildschirm“, in dessen Eingeweide nicht nur Trump, Putin und Co mit ihren grobzinkigen Allüren und ihrer Untergangsstimmung für Aufregung sorgen.
Niemand kann die Zukunft voraussehen, egal wie einflussreich und mächtig er oder sie ist.
Mir persönlich gefällt der Denkansatz, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft keine getrennten Einheiten sind, sondern sich im Jetzt manifestieren.
Unsere Erinnerungen formen die Vergangenheit, unsere Erwartungen gestalten die Zukunft – aber das einzige, was real erlebt werden kann, ist dieser eine Moment.
Handlungen entstehen immer jetzt, und jede Entscheidung, jeder Gedanke, jedes Gefühl passiert in diesem Augenblick.
Wenn wir uns diesen Gedankengang bewusst machen, kann dies angenehme Begleiterscheinungen mit sich bringen.
Wir würden erkennen, dass wir nicht ganz so hilflos sind, wie wir vielleicht denken, indem wir genau in einem dieser Momente unserem Gegenüber (Be)Achtung schenken.
Oft sind es keine radikalen Veränderungen, die uns weiterbringen, sondern kleine Anpassungen in unserer Perspektive. Ein leicht veränderter Blickwinkel kann Türen öffnen, neue Chancen sichtbar machen und Lösungen ermöglichen, die zuvor verborgen schienen.
Millionen von Menschen leben in ausweglosen Situationen, deren Ausmaß kaum zu erfassen ist.
Das, was wir tun können ist, das Geschehen bewusst zu beobachten und die innere Stärke aufzubringen, um es auszuhalten.
Damit meine ich nicht, dass wir uns die Nachrichten in Endlosschleife ansehen sollten.
Den Medien kann man sich selbst dann nicht entziehen, wenn man kein Fernsehgerät besitzt.
Es erfordert Mut, um sich der heutigen Zeit und ihren Herausforderungen auf Augenhöhe zu stellen.
Mut unserer Stimme im großen Chor der Menschheit die eigene Färbung zu geben, wohlwissend dass dadurch eine innere Stärke entsteht, die nicht nur individuell Kraft verleiht.
Es ist die Art innerer Stärke, die Vertrauen schafft, und uns daran erinnert, dass wir gemeinsam mehr erreichen als allein.
Wenn wir das verinnerlichen wird diese Einsicht Wellen schlagen, die bis in den letzten bewussten Gedankenraum dringen, in dem sich menschliches Denken und Sein noch entfalten können.
Vielleicht werden wir das nicht mehr erleben, aber es ist doch eine schöne Vorstellung, Anteil daran zu haben, dass die Hinterlassenschaft für unsere Nachkommen nicht von Angst, sondern von innerem Frieden geprägt ist.
Kommentar schreiben