Einfach da

Der Senf steht in voller Blüte.

Auch wenn es gerade regnet, schickt er mir kleine gelbe Sonnen durchs Fenster, sobald ich meinen Blick vom Laptop hebe. Unser Garten ist voll von diesen freundlichen Kreuzblütlern.

Ruhige Tage und Stunden hier bei uns. Sehnsüchtig erwarten wir das Ende des 'Lockdown'.

Ich möchte wieder am See oder im Wald spazierengehen ohne die Angst, dass mir ein 'Wachmann' in die Quere kommt.

Beim Frühstück hatte ich eine Schnecke beobachtet, wie sie mit ihrem schmucken Häuschen die Hauswand hinaufgekrochen ist. Für eine Schnecke hat sie ein gehöriges Tempo, denke ich mir, während ich an meinem Käsetoast knabbere. Sie schert sich nicht um die Ausgangssperre, macht einfach das, was gerade ansteht.

Hier wird es wohl noch dauern bis Lockerungen eintreten.

Ich weiß nicht, was danach geschieht, weiß nicht einmal, ob es ein 'danach' gibt.

 

Ich persönlich brauche Harmonie zum Leben und bin auf eine Gemeinschaft angewiesen, dabei ist es mir gleich, ob in einem Dorf oder einer Stadt.

Ich schenke gern ein Lächeln, aber ich muss gestehen, ich freue mich, wenn man zurücklächelt.

Da stellt sich vielleicht die Frage, ob ich nicht einfach absichtslos lächeln kann.

Offensichtlich nicht, denn das hieße wohl, dass ich mit mir vollkommen im Reinen bin.

Wie schön wäre es staunend durch die Welt zu gehen und sich durch nichts und niemand aus der Ruhe bringen zu lassen, egal wie die äußeren Umstände sind.

Einfach da sein und das tun, was gerade ansteht.

Genauso, wie die Schnecke an der Hauswand.

 

Ich arbeite dran.

Hab ja Zeit.

Mein ganzes Leben.